Faszination für die Bühne von klein auf …

Ich bin am 19. November 1985 in Châtellerault, in Frankreich geboren. Die Stadt liegt zwischen Tours und Poitiers im grünen Departement La Vienne (86). Oft pfiff mein Vater Melodien von Charles Aznavour, Edith Piaf und Georges Brassens in seiner Uhrmacher Werkstatt. Ich liebte es, die Schallplatten umzudrehen und auf so manchen Refrain zu tanzen. Ich wurde sozusagen mit französischen Chansons gewickelt. Während der Ferien verkürzte ich mir die langweiligen Autofahrten zu den bretonischen Verwandten durch stundenlanges Singen.

Ich erinnere mich an den allerersten Schulbesuch im Theater, ich war 4 Jahre alt und fasziniert von dem Licht und der Stille während der Aufführung. Mit 9 Jahren habe ich angefangen Klavierunterricht zu nehmen, gefolgt von Theaterkursen in den „Ateliers de formation théâtrale de Châtellerault“ und zuletzt auch privat Gesangsunterricht. Als 17-jährige verdiente ich meine ersten Gagen als Sängerin im „Orchestre de bal musette James Merlaud“. Dort lernte ich alle Basics kennen: die Bandproben, die Fahrt, den Aufbau, den Live-Auftritt. Zwei Jahre lang tauchte ich außerdem in meiner Freizeit in die Zirkuswelt der „Ecole nationale de cirque de Châtellerault“ ein und lernte eine Menge junge und begabte Artisten kennen.

Fremdsprachen oder Schauspiel? Beides!

Nach dem Abitur studierte ich angewandte Fremdsprachen (Deutsch und Englisch) an der Uni. Da ich mit 17 noch zu jung war, durfte ich noch nicht im „Conservatoire Supérieur de théâtre“ in Paris vorsprechen, obwohl ich es mir so gewünscht hätte. Deshalb bewarb ich mich zunächst in Poitiers und bestand auch erfolgreich die Aufnahmeprüfung im „Conservatoire Régional“. Ich war die jüngste in der Klasse. In meiner 4 jährigen Ausbildung setzte ich mich mit Klassikern und zeitgenössischen Theatertexten auseinander: Shakespeare, Racine, Tchekhov, Ibsen, Brecht, Bond, Barker, etc. Auf einen Tag Vorlesung an der Uni folgte eine Abend-Interpretation. Wir hatten Impro- Tanz- und Gesangsunterricht, gestalteten öffentliche Lesungen mit… Wir schauten uns fast jede Woche ein Stück an. In den Semesterferien nahmen wir an diversen Workshops mit Profis teil und bereiteten uns für die Aufnahmeprüfungen an den Theaterhochschulen vor. In dieser aufregenden Zeit bewarb ich mich in Paris, Lyon, Lille, Strasbourg, Rennes, Nice und Saint-Etienne und verpasste leider immer knapp die Aufnahme. Der klassische Weg schien nicht zu mir zu passen. Sommer 2006 verbrachte ich dank eines Stipendiums einen Monat auf der Sommerakademie in Marburg, die Partnerstadt von Poitiers und kam dort zum ersten Mal mit dem Clownspiel in Berührung. Zum ersten Mal konnte ich auch im Ausland auftreten.

Franken, die neu gewonnene Heimat

Etwas unterkühlt durch das viele Vorsprechen in Frankreich brauchte ich Tapetenwechsel. Ich hatte meinen Bachelor und die Schauspielausbildung abgeschlossen und wollte weg von Poitiers. Auf dem schwarzen Brett der Uni fand ich eine Anzeige und bewarb mich für ein Stelle als Fremdsprachenassistentin an deutschen Schulen. Ich durfte drei Bundesländer auswählen und wünschte mir Berlin, Hamburg und Bayern. Auf dem Vertrag stand plötzlich: Nürnberg! Nürnberg? Wo liegt das denn?! Im September 2007 kam ich an. Die goldene Herbstlandschaft an der Pegnitz verzauberte mich. Ich war von Franken und der idyllischen fränkischen Schweiz beeindruckt und wurde von den Einheimischen hier schnell aufgenommen. Bassd scho!

Natürlich hatte ich noch im Hinterkopf den Wunsch, künstlerisch aktiv zu bleiben und suchte mir zunächst einen Klavierlehrer. Auf Empfehlung landete ich in Fürth bei Andreas Rüsing. Nach vier Unterrichtsstunden wurde es uns klar, dass wir eher live Musik miteinander machen wollten und so kam es, dass ich französische Chansons im Ausland singen würde. Beim Flanieren in der Nürnberger Altstadt entdeckte ich ein kleines Lokal, dessen Koch Franzose war: „La crêperie du Château“. Ein kurzes Gespräch mit Chef Guy Ody und schon war nach einem Monat in Franken der erste Auftritt ausgemacht.

Unsere Sonntagabende in der „Crêperie du Château“ wurden bald zum Geheimtipp und waren stets ausverkauft. Ich genoss es, nach dem Auftritt nachts durch die stillen Gassen Nürnbergs heim zu laufen. Mit 22 nahm ich meine erste Live-CD „Sous le ciel de Paris“ auf. Ein Publikum war da! Wieso zurück nach Frankreich fahren? Ich entschloss mich, ein weiteres Jahr zu bleiben und im Master zwischen Poitiers und der FAU weiterzustudieren. In der Zeit bewarb ich mich weiterhin an diversen Schauspielschulen, trat mit meinem Chansonprogramm auf und gab Französischunterricht in Kindergärten und Grundschulen für das Deutsch-Französische Institut Erlangen. Meine Masterarbeit schrieb ich über „Interkulturalität am Theater“ und hospitierte dafür bei der Musiktheaterproduktion „Piaf“ von Pam Gems im Nürnberger Staatstheater.

2010 ist das Master-Studium abgeschlossen und ich beginne offiziell als freischaffende Künstlerin in der neu gefundenen Heimat zu arbeiten. Meine Auftritte als Sängerin werden immer häufiger. Ich bekomme auch Rollen in verschiedenen freien Theaterproduktionen (Curtis&Co) und Musicals. 2013 werde ich Mitglied des Clownprojekts und spiele seitdem als Klinik-Clown in fränkischen Krankenhäusern und im Hospiz. Seit 2016 bin ich auch Schauspielerin beim Theater Thevo und trete mit Forum-Theater-Stücken für Jugendliche an Schulen auf. 2018 findet die erste Tour in Frankreich mit einem selbstentwickelten deutsch-französischen Musikkabarett Chanson Spritzzz! statt. Ich bekomme hin und wieder Übersetzungsaufträge von Liedtexten, oder nehme auf Anfrage im Studio einen Song auf.

Und nun?

Ich genieße die Vielseitigkeit meines Berufes und die Herausforderungen, die er mit sich bringt. Am meisten schätze ich, dass man so viele unterschiedliche Menschen kennen lernt. Musik, Schauspiel und Fremdsprachen passen für mich wunderbar zusammen. Und ja, die Stadt Nürnberg gefällt mir, sie hat was von einem „dörflichen Melting Pot“. Doch nach Frankreich möchte ich sowohl privat als auch beruflich immer wiederkommen.

Werdegang

  • 2008

  • 2011-12

     

    2011-12

  • 2011-13

     

    Christa das Musical

    Christa – eine Nürnberger Weihnachtsgeschichte – Musical von Andreas Rüsing – Regie: Anne Klinge
    Erste Produktion des Musical Netzwerk
    Heilig-Geist-Saal, Nürnberg

  • 2012

    2012

  • 2013

     

    Les lilas

    Konzert im Tonstudio Katzer Nürnberg
    Ton- und Video Aufnahme
    Live CD „Les lilas“ 2013

  • 2014

    Hörspiel : "L’odyssée des poissons rouges"

    Hörspiel-Aufnahme einer französischen Geschichte mit deutschen Kindern. Musik und Text wurden von den Grundschülern selbst eingespielt und aufgenommen.
    In Zusammenarbeit mit dem DFI Erlangen und der Pestalozzischule
    Unter Einleitung von Dany Tollemer und Frank Wendeberg

    2014

  • 2014

     
  • 2015

    2015

  • 2016

    Umdichtung von Liedern

    Übersetzung und Gesangsaufnahme von vier Songs aus dem fränkischen Erfolgsmusical „Mademoiselle Marie“ von Fritz Stiegler und Matthias Lange, das als Kinofilm umgesetzt wurde. Das Weltkriegs-Musical wurde am 1. und 2. September 2017 im französischen Dorf Oradour-sur-Glane aufgeführt.

    Cadolzburger Festspiele

  • 2017

    Wo ist Faris?

    Im Stück rücken die Themen Rassismus, Angst vor Terroranschlägen und die Radikalisierung von Jugendlichen immer mehr in den Fokus und werden im dritten Teil des Stückes von den SchülerInnen zusammen mit den SchauspielerInnen interaktiv bearbeitet, das Klassenzimmer wird zum Forum-Theater.

    2017

  • 2018

    Françaix et Française

    Konzert im Katholischen Kirchgemeindehaus Bruder Klaus, Zürich, 26.01.2018

    Jean Françaix (1912-1997) „7 Portraits d’enfants d’Auguste Renoir“ treffen auf „7 französische Chansons“
    Solistin: Dany Tollemer – Orchester ARGETON – Dirigent: Michael Köck

  • 2022

    Paris ses années folles

    PARIS ses années folles_CD Cover_Dany Tollemer

    Die Geschichte eines Studenten in den sechziger Jahren in Paris mit Texten (Haikus) von Ralph Günther Mohnnau.
    Mit 20 französischen Chansons, gesungen von Dany Tollemer, begleitet von einem kleinen Live-Orchester aus Akkordeon, Kontrabass, Violine, Viola, Violoncello und Gitarre.
    Arrangements : Matthias Raue

    2022